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joomplu:5149Der FSV feiert ausgelassen seine lange Fußballtradition

Sportliche Krise kann Feierstimmung nicht beeinträchtigen

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In der sieben Jahrzehnte langen Geschichte des FSV Kottingwörth war das auch schon mal anders: Man war auf keine Spielgemeinschaft mit einem Nachbardorf angewiesen, um überhaupt noch auf dem Spielfeld präsent sein zu können. Und bei Begegnungen mit dem SV Töging war man lange Zeit sportlich ebenbürtig. Das ist seit etlichen Jahren vorbei, wie sich auch am Samstag wieder deutlich gezeigt hat. Was die FSVler anscheinend nicht verlernt haben, ist das Feiern. Das konnte jedermann dann abends im Treffer Stadel miterleben.

 

Am Samstagnachmittag waren sowohl die AH-Mannschaft wie auch die Erste des Nachbarn SV Töging zu Spielen zum 70-jährigen Jubiläum des FSV eingeladen. Beide Male ging der SV als Sieger vom Platz, und zwar  mit deutlichen Ergebnissen: Nach der 1:5 Niederlage der FSV-AH verlor die - allerdings stark ersatzgeschwächte - SG Kottingwörth/FC Paulushofen sogar mit 0:8. Die Töginger unterstrichen dabei eindrucksvoll mit ihrer überlegenen Spielweise ihre Wiederaufstiegsambitionen in die Kreisliga.

Der bewölkte Himmel und der kühlende Wind milderte die sommerlichen Temperaturen, trotzdem wurden von den umsichtigen Schiedsrichtern kleine Trinkpausen gewährt. Für die Zuschauer gab es neben den üblichen Getränken zusätzlich Kaffee und Kuchen. Sie konnten sich entlang des Spielfeldes auf den neuen Sitzbänken niederlassen und sich von den Renovierungsarbeiten am Vereinsheim überzeugen, die von einigen fleißigen Freiwilligen in den letzten Wochen anlässlich des Jubiläums geleistet wurden. So wurden beispielsweise die Umkleide- und Duschräume gründlich überholt, der Außenanstrich erneuert und die beiden Giebel wetterfest mit optisch ansprechenden Blechen verkleidet. Schadhafte Balken der Pergola wurden ersetzt, die Holzvertäfelung innen und außen komplett erneuert und mit einem Anstrich versehen. Auch die Abzäunung um den Gastank wurde aufgewertet. In den nächsten Monaten soll zusätzlich eine neue Heizung eingebaut werden.

War nachmittags das Zuschauerinteresse noch verhalten, so konnte FSV-Chef Erwin Eibner am Abend erfreulich viele Besucher zur offiziellen Jubiläumsfeier im randvoll gefüllten Treffer-Stadel begrüßen. Darunter fanden sich auch Gäste aus Paulushofen und auffallend viele aus Töging, was mit großem Wohlwollen registriert wurde. Besonders erfreut zeigte sich Eibner, dass unter den Ehrengäste auch das einzige noch lebende Gründungsmitglied des FSV

zugegen war, nämlich der bald 86-jährige Franz Wittl, der Torwart der Anfangsjahre. Daneben konnte er den langjährigen BLSV-Kreisvorsitzenden Werner Marras, den Paulushofener Stadtrat und Vertreter der Stadt Christian Gerner sowie die beiden Kottingwörther Stadträte Brigitte Frauenknecht, zugleich Ortssprecherin, und Johannes Regnath begrüßen.. Sein besonderer Gruß galt zudem Johann Rieger, dem Ehrenvorstand des FSV, sowie Peter Hackbarth und Peter Lehmann, den Vorsitzenden des SV Töging und des FC Paulushofen. Letzterer hatte sogar für das AH-Spiel die Fußballschuhe geschnürt.

Anschließend überbrachte Marras in einer kurzen Ansprache seine persönlichen  Glückwünsche und die des Bayerischen Landessportverbandes. Dabei würdigte er die lange Tradition des Vereins und lobte besonders dessen gesellschaftspolitisches Engagement über den Sport hinaus. FSV-Chef Eibner ging in seinen weiteren Ausführungen auf einige wichtige Stationen der Vereinsgeschichte ein, erinnerte wehmütig an die Kreisliga-Jahre und bedauerte den vorherrschenden Spielermangel. Diesem könne nur mit der bestehenden Spielgemeinschaft mit dem FC Paulushofen entgegengewirkt werden, die – wie derzeit - hoffentlich noch lange Zeit gut weiterlaufe. Er lobte die sehr aktiven Gymnastikgruppen unter der Leitung von Anna Kipke und sprach allen ehrenamtlich im Verein Tätigen seine Anerkennung aus. Sein besonderer Dank galt allen, die bei der Organisation der 70-Jahr-Feier und bei der kürzlichen Renovierung des Sportheims mitgeholfen haben. Aus dem Kreis der Freiwilligen hob er insbesondere Ehrenvorstand Johann Rieger heraus, der sich wieder einmal in vorbildlicher Weise für den Verein engagiert habe.

Mit der Hoffnung, dass die Vorstandschaft weiterhin die nötige Unterstützung erfährt, leitete Erwin Eibner zur Ehrung langjähriger Mitglieder über, die mit Worten des Dankes sowie mit Urkunden und Ehrennadeln bedacht wurden. Geehrt wurden für 20 Jahre Mitgliedschaft Christian Riepl und Christian Thumann, für 25 Jahre Alexander Rieger, für 35 Jahre Gerhard Eibner (derzeit 3. Vorsitzender des FSV), für 40 Jahre Harald Angermann und Georg Rieger, für 45 Jahre Günter Eibner (Jugendleiter), Josef Gierl, Anton und Franz Götz, Josef Weigl und Wolfgang Muschaweck. Dem langjährigen AH-Spielleiter und Initiator von viel beachteten großen Benefizveranstaltungen sprach Eibner seine besondere Anerkennung aus. Raimund Deyerler, Josef Fanderl, Hermann Hirl und Ernst Trosch wurden für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt, Herbert Beckenbauer, Karl Dechant, Xaver Meyer und Richard Gierl für 55 Jahre. Josef Kollers und Ruppert Meyers 60-jährige Mitgliedschaften reichen bereits in die Jugendjahre des FSV zurück. Als dann zuletzt Franz Wittl als einziges noch lebendes Gründungsmitglied aufgerufen wurde, brandete lauter Beifall im Stadl auf. Bei der Gründung des Vereins war erst ein Jugendlicher. Der älteren Generation ist er noch als Torwart in den Anfangsjahren des FSV in guter Erinnerung. Nachdem er nach vielen Jahren als Aktiver die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hatte, trat bald mit Raimund, Hubert und Stefan Deyerler eine eindrucksvolle Familientradition von talentierten FSV-Torhütern auf die Bühne.

Zu einer geradezu rührenden Szene kam es, als Erwin Eibner seine Mutter Marianne unter dem großen Beifall der Anwesenden für ihre 40-jährigen Dienste für den Verein ehrte. Die im gesamten Dorf für ihre Hilfsbereitschaft und ihr freundliches Wesen geschätzte 83-Jährige wäscht seit dieser Zeit die Trikots der Mannschaften und reinigt das Vereinsheim. Sie empfahl ihrem Sohn, sich doch endlich mal um eine Ablösung zu kümmern. Er musste ihr zustimmen, meinte aber: „Das wird nicht leicht.“    

Stimmung pur

Nach dem offiziellen Teil des Abends wurde auf der Tenne bald eifrig das Tanzbein geschwungen. Einen besonderen Blickfang bildeten die drei professionellen Barkeeper mit schwarzem Hemd, weißer Fliege und ebensolchen Hosenträgern. Hinter der eigens eigebauten schmucken Theke unter der Galerie  waren sie bald von zahlreichen Kunden umlagert und hatten - wie das andere tüchtige Bedienungspersonal auch - eifrig zu tun. Die Stimmung kochte, immer wieder angeheizt von den Rascher Buam und der Stimmungskanone Flore, mehr und mehr hoch. Lautstarkes Mitsingen und Klatschen riss viele von ihren Sitzbänken hoch: eine Stimmung, wie sie nur die Stodlatmosphäre hervorbringen kann. Das war ein Festabend, wie ihn sich die FSVler gewünscht haben. Jetzt müsste nur noch bald die „sportliche Erholung“ einsetzen.