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Nach 1945 wurde die alte Tradition von den Dorfburschen fortgesetzt. Und anfangs gab es auch noch einen "Moier" und eine "Moierin". Die letzten waren Beer Ludwig und Legl Alois, beide hatten als "Moierin" die "Bärbel" (die Hierl-Magd) an ihrer Seite. Wie vor dem Krieg waren sie "Moier" bzw. "Moierin" geworden, weil sie bei der Sammelaktion am meisten gespendet hatten.

 

Zu dieser Zeit wurde der Maibaum auch noch am alten Standort aufgestellt, nämlich im Oberdorf gegenüber dem Treffer-Stadl, wo sich jetzt die Kanalisationspumpe befindet. Dies ist auf den alten Fotos gut zu erkennen.
Anfang der 50er Jahre wurde dann zum heutigen Standort im sog. Unterdorf, auf den Gänse-Anger, gewechselt. Zugleich starb leider der schöne Brauch aus, ein
Zugleich starb leider der schöne Brauch aus, einen "Moier" und eine "Moierin" zu erwählen und um den Maibaum zu tanzen.
Zu dieser Zeit, etwa im Jahr 1953, kam es auch zu einem Ereignis, das die Gemüter der damals Betroffenen noch heute in Wallung bringt.
Wie schon erwähnt: Der Maibaum wurde "gestohlen", auch nach dem Krieg. Dies war in zweifacher Hinsicht nicht ungefährlich. Zum einen musste dies nachts, oft bei sehr schlechten Sichtverhältnissen, geschehen, hauptsächlich mit Äxten, einer Säge und viel Muskelkraft. Und dass Baumfällarbeiten im Wald mühselig, aber auch gefährlich sind, weiß wohl jeder. So mancher hatte sich zudem schon vorher beim Wirt Mut angetrunken, bis man dann so gegen 23 Uhr mit 10 bis 15 Mann loszog. Spannend und abenteuerlich machte das Unternehmen zusätzlich, dass man sich eben nicht erwischen lassen durfte - und genau das wurde den Burschen 1953 zum Verhängnis.

 

Es gab nämlich einen unbekannten "Verräter" im Dorf. Noch heute können die erzählenden Beteiligten über ihn nur Vermutungen äußern, denn sie sind damals anonym angezeigt worden. An ihren Stimmen sollen sie des Nachts erkannt worden sein, wenigstens drei von ihnen, so behaupteten jedenfalls die sie vernehmenden Polizisten. Schließlich kam es zu vier Anzeigen und beim Amtsgericht in Beilngries wurde ein Verhandlungstermin anberaumt. Vor dem Richter stand auch eine Bäuerin, die den Burschen den Wagen für den
Transport des Baumes ausgeliehen hatte.
Der war aus dem Pfarrholz "gestohlen" worden, die Anzeige ging letztlich also vom Dorfpfarrer aus. Da griff der damalige 1. Vorstand des FSV Kottingwörth, Alois Legl, vermittelnd ein, um das Schlimmste zu verhindern. Er ging mit ca. vier der Betroffenen zum Pfarrer, um die Sache gütlich zu regeln. Dieser hielt ihnen jedoch entgegen, dass sie doch vorher hätten fragen können, ob sie einen Baum bekommen. Und außerdem: "Ein bisschen Strafe schadet nicht."
Das Strafmaß für die drei Burschen und die Bäuerin war dann aber "ein bisschen" sehr hoch: 660 DM hatten sie insgesamt zu berappen! Bei den damaligen Einkommensverhältnissen eine ganz erhebliche Summe! Allerdings boten die beteiligten Dorfburschen daraufhin ein Musterbeispiel an Zusammenhalt und Solidarität; sie ließen die vier nicht hängen, sondern teilten die Summe durch 12, sodass jeder "nur" einen Betrag von 55 DM abzustottern hatte. Übrigens zahlten auch einige 13- bzw. 14-jährige Lehrlinge ge-treulich ihren Anteil. Sie waren nicht vor Gericht zitiert worden, weil sie noch nicht strafmündig waren.

 

Auf den Dorfpfarrer waren die jungen Leute daraufhin natürlich gar nicht gut zu sprechen, und irgendwie wollten sie das zum Ausdruck bringen. Deshalb sägten sie nach dem Prozess den teuren Maibaum um und legten ihn in der Nacht von Samstag auf Sonntag vor den Pfarrhof. Für die zahlreichen Kirchgänger setzten sie so ein überdeutliches Zeichen ihrer Missbilligung und ihres Unmuts über ihren gestrengen Seelsorger.
Den neuen Maibaum hatte ein Landwirt, der "Fischer Sepp", gestiftet. Das wussten die meisten nicht. Die jungen Burschen stellten daher in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, als der Maibaum ganz legal geholt wurde, überall Posten auf, um des "Verräters", der ja eventuell wieder unterwegs war, habhaft zu werden. Aber vergeblich.
"Gestohlen" wurde ein Maibaum seither nicht mehr. Entweder stifteten ihn die Rechtler, die Gemeinde - oder auch der Pfarrer.
Endgültig vergessen und verziehen ist die Sache bis heute nicht!