Das Sühnekreuz von Kottingwörth

 

Sühnekreuze sind die Zeugen einer längst vergangenen religiösen Gerechtigkeit.

Dieses Steinerne Kreuz steht heute immer noch in der Mitte von Kottingwörth, umgeben von einer Buchenhecke.

Im Pflegeamt Hirschberg war das Verfahren der „Totschlagsühne“ ein häufig geübtes Mittel, Gerechtigkeit zu üben. Im Beilngrieser Gebiet galten damals im 16. Jahrhundert folgende Spielregeln:

Hatte kein üblicher Verbrechen den Totschlag begangen, sondern war der Totschlag zum Beispiel im Streit passiert, so konnten sich Täter, die Angehörigen des Opfers und der Pfleger von Hirschberg in einem Sühneverfahren einigen. Die Sühneauflagen waren aber sehr hoch. Der Chronist Michael Schattenhofer nennt in seiner Chronik von Beilngries ein im Jahre1518 durchgeführtes Sühneverfahren gegen einen Ullrich Gäßel von Eggersberg, der einen Paul Weber von Unteremmendorf erschlagen hatte:

Er musste ein gesungenes Amt und ein Seelenamt mit einer Vigil von 6 Priestern lesen lassen und dabei mit 2 Zeugen, in wollenem Gewand mit einer großen Wachskerze in der Kirche stehen. Danach hatte er über dem Grabe niederzuknien und die Hinterbliebenen um Gnade anzuflehen. In einem Kloster musste er schließlich 30 Messen lesen lassen und den Angehörigen eine verhältnismäßig hohe Geldsühne zahlen. Auch Wallfahrten nach Rom und Aachen wurden verordnet. 1539 ließ der Landrichter von Hirschberg zwar alle Sühnekreuze beseitigen – doch einige haben sich bis auf den heutigen tag erhalten, so auch das Kottingwörther.