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Fotos

 

 

 

 

 

 

  1. Zur Geschichte des Grenzsteins:

Seit dem 20. Juli dieses Jahres kann man während eines Spaziergangs bei Leising nahe der Altmühl einem neu aufgestellten auffällig aufragenden Stein begegnen: Dabei handelt es sich wohl um einen alten Fischereigrenzstein, der einst die Grenze des Merkl- und Brandfischwassers markierte. Seine aktuelle Geschichte soll hier kurz erzählt werden (siehe auch den Oktober-Artikel im DONAUKURIER).

Sie beginnt im Jahr 2005, als zwischen Leising und Kottingwörth an der Altmühl entlang Flächen ausgebaggert wurden, um notdürftig die ökologischen Schäden auszugleichen, die im Ottmaringer Moor beim Bau des neuen Kanals angerichtet wurden.

fischerstein 5 20221023 1444028042Wenn in der Umgebung Arbeiten im Gange sind, bei denen womöglich Altes, Geschichtsträchtiges zutage gefördert wird, dann ist Hermann Brand aus Beilngries nicht weit, so auch hier im Herbst 2005. Ein Baggerfahrer machte ihn auf den etwa 1,80 Meter langen markanten Koloss aufmerksam, derim Erdreich aufgetaucht war. Wegen seiner Größe und seines Gewichts konnte er nur von Menschenhand hierher verfrachtet worden  sein. Nach einigem Hin und Her wurde er im Garten von Hermann Brand abgelegt. Ansonsten wäre das historische Fundstück auf Nimmerwiedersehen irgendwo verschwunden. Der Hermann hat somit den Stein zunächst einmal „gerettet“.

Nach einigen Jahren kam der zweite Beilngrieser ins Spiel: Wolfgang Brand, Arzt und versierter Hobbyhistoriker, wurde bei einem Besuch auf das merkwürdige Utensil aufmerksam. Nachdem er die Auffindungsgeschichte gehörthatte, kam ganz automatisch seine historisch geschulte Kombinationsgabe in Gang. Er kontaktierte Josef Wittmann aus Kottingwörth. Bald kristallisierte sich immer mehr heraus, dass es sich wohl um einen alten Fischereigrenzstein handeln musste – aus mindestens zwei Gründen: Zum einen war der Stein ganz offensichtlich bearbeitet worden: eine abgeflachte Seite, oben fast spitz zulaufend im Gegensatz zum massiven viereckigen Fuß, der für Standsicherheit sorgt. Und zum anderen ist in der Nähe des Fundorts seit alters her die besagte Fischwassergrenze zu verorten. Allerdings: Eine Inschrift oder eine Relief wie beim Fischmarterl an der Kottingwörther Altmühlbrücke sind auf ihm nicht zu finden. Trotzdem: Alles deutet auf einen Fischereigrenzstein hin.

Wolfgang Brand regte nun nachdrücklich an, dass das geschichtsträchtige Fundstück in der Nähe seines vermuteten ursprünglichen Standorts wieder aufgestellt werden solle. So kamen zusätzlich Ortssprecher Johannes Regnath, der Verein für Tradition und Kultur in Kottingwörth e. V. in Person von Gerhard Paulus und Michael Miehling aus der städtischen Bauabteilung mit ins Spiel. Johannes Regnath kümmerte sich um die Rücksprachen mit der Stadt und die Organisation des Aufstellungsablaufs. Festzuhalten bleibt aber: Ohne die erstgenannten beiden Beilngrieser wäre der Stein nicht wieder aufgestellt worden! Ihnen und allen anderen Beteiligten ein herzliches „DANKESCHÖN“!

Zwischenzeitlich hatte man sich auch an das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt gewandt und bei einem Ortstermin festgestellt, dass der betreffende Uferbereich der Altmühl der Stadt gehört. Vom asphaltierten Feldweg zwischen Kottingwörth und Leising aus ist der Grenzstein gut zu sehen. Erreichen kann man ihn, wenn man von Leising kommend nach der Brücke sofort diesem Weg nach links folgt und nach etwa 200 Metern unmittelbar vor der Strauch-/Baumgruppe links in den Feldweg einbiegt und auf diesem nach einer Rechtskurve wiederum etwa 200 Meter bleibt. Hier steht die Steinsäule nun fest im Boden verankert, was etwa ein Viertel ihrer Höhe gekostet hat. Aufgestellt wurde er – wie schon gesagt - am 20. Juli 2022 nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung dankenswerterweise von Mitarbeitern der städtischen Bauabteilung unter der Leitung von Herrn Miehling. Beim Pressetermin mit dem DONAUKURIER am 17. Oktober (siehe Foto) zeigte sich nicht zuletzt Hermann Brand hoch erfreut darüber, dass „sein Stein“ nun wieder zu seinem ungefähren Standort und zu seiner Funktion zurückgefunden hat. Demnächst soll er noch mit einem Infoschild ergänzt werden.

  1. Historischer Hintergrund

Kottingwörth, Leising und natürlich auch Grögling gehören seit alters her zu den Fischerdörfern entlang der Altmühl (siehe die Auflistung von Konrad Tyrakowski). Man weiß, dass es in Kottingwörth während des Hochmittelalters und weit darüber hinaus zwei Fischlehen gegeben hat. Lehensherren waren die Eichstätter Fürstbischöfe. Die Hausnamen „Fischer“ und „Fischerkoarl“ zeugen noch von den Fischlehen, ebenso die beiden Fischwasser, die sich nahe der Brücke scheiden. Der letzte weithin bekannte Hausnamenvertreter war der „Fischer-Sepp“ (Josef Merkl), der 1977 verstorben ist. Seine Fischer-Ahnenreihe lässt sich bis in die Zeiten nach dem 30-jährigen Krieg zurückverfolgen (siehe „Der Fischerhof in Kottingwörth“).

fischerstein 9 20221023 1579918679Schon immer mussten die Fischwassergrenzen festgelegt und sichtbar gemacht werden – früher eben auch durch auffällige Steine, heutzutage werden eher Metallschilder mit Aufschriften verwendet.

Der Fischreichtum der Altmühl war in früheren Zeiten sprichwörtlich. Das Foto von Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts lässt dies erahnen. Zudem gab es reichlich Altmühlkrebse für Feinschmecker. Allerdings ging dieser Reichtum nach der Altmühlregulierung Ende der zwanziger Jahre deutlich zurück: Unter anderem haben die Begradigungsmaßnahmen die Plätze für die Fischbrut stark dezimiert. Später sorgten die Verschmutzungen durch Industrieabwässer und durch die moderne intensivierte Landwirtschaft für einen weiteren empfindlichen Rückgang des Fischreichtums. Die Altmühlkrebse sind gänzlich verschwunden.

Vieles gäbe es dazu noch zu sagen, was aber den Rahmen hier sprengen würde.

Diesbezüglich noch ein Hinweis:

Infolge der beschriebenen Grenzstein-Aufstellung gibt es ernsthafte Überlegungen, in Kottingwörth einen Vortrag über die Altmühlfischerei vom Mittelalter bis heute anzubieten.

Deshalb an alle eine Bitte: Wer dazu im Vorfeld Informationen liefern kann – egal, ob mündlich, in Schriftform und nicht zuletzt anhand von Abbildungen/Fotos – sollte bitte Kontakt mit Josef Wittmann aufnehmen. Schon im Voraus vielen Dank!

Josef Wittmann im Oktober 2022